Man sollte einem Führer nie blind folgen. Weiss man ja. Neu vielleicht, dass diese Binsenweisheit auch für Reiseführer zutrifft. Wenn da steht: offen, kanns also durchaus auch geschlossen sein und mit links abbiegen kann auch rechts gemeint sein. Alles halb so wild, man ist ja im Urlaub und also in einem fernen Land und also tolerant gestimmt. Auch dem Autor gegenüber, denn, so einen Führer zu schreiben, ist ja sicher gar nicht so einfach. Man will den Reisenden neugierig machen auf tausend Sachen und muss dazu das Land im besten Licht präsentieren. Da greift man in der Hitze des Gefechts auch mal etwas zu tief in die verbale Trickkiste: Aus einem ausgedörrten Tal wird Handkehrum das «Death Valley Sardiniens», ein drei Meter hoher unförmiger Steinklotz zum «gigantischen Denkmal». Was solls, hat mans einmal begriffen, dividiert man die Beschreibungen einfach durch des Schreibers Dauerbegeisterung und weiss dann in etwa, was man von «einem der schönsten Strände der Ostküste, wenn nicht des ganzen Mittelmeerraums» zu erwarten hat. Oder man schaut einfach nicht mehr ins Buch. Oder sich gar nichts mehr an.